Mein Rennsteigtagebuch - Juli 2023
06.07.23, 07:29 bis 08.07.23, 09:23
Bereits wenige Tage nach der Rückkehr aus Suhl, nach meiner abgebrochenen Rennsteig-Wanderung Anfang Mai, reservierte ich erneut mein bewährtes Hotel in Eisenach für zwei Tage im Juli. Wie üblich wollte ich an einem Mittwoch anreisen, die Nacht im Hotel verbringen und am Donnerstag früh starten. Sollte diesmal alles nach Plan verlaufen, würde ich am Samstagvormittag in Blankenstein eintreffen und genügend Zeit haben, mit einigen Umstiegen per Bahn nach Eisenach zurückzukehren und dort in der Nacht vor meiner Rückkehr nach Basel am Sonntag etwas Schlaf nachzuholen und einige besonders verschmutzte Kleidungsstücke zumindest provisorisch zu reinigen.
Anders als in allen vorangegangenen Jahren hatte ich mir vorgenommen, in Eisenach nach meiner Ankunft am frühen Mittwochnachmittag ein kulturelles Highlight zu besichtigen. Ich entschied mich für das Bachhaus, bequem in Laufreichweite zum Hotel gelegen
Vor dem Haus das Bach-Denkmal, im Innenbereich eine beeindruckende Ausstellung mit multimedialen Elementen und einer Live-Vorführung barocker Tasteninstrumente. Wenn auch kein Kenner dieser Musik nahm ich viele Eindrücke von dem Besuch mit.
Als Konsequenz aus den Erfahrungen mit starken Rückschmerzen im Mai und meiner Vermutung, dass neben Kälte auch Magnesiummangel zu meinen Problemen beigetragen hatte, stellte ich meine Getränkeplanung wieder um. Ich hatte diesmal zwei Rollen mit insgesamt 40 Multimineral-Brausetabletten im Gepäck. Bei einer Dosierung von 2-2,5 Tabletten auf jeden Liter Trinkwasser würde der Vorrat ausreichen, um wenigstens 16 Liter anzureichern. Das sollte in jedem Fall reichen, da ich vorhatte, gerade am zweiten und dritten Tag auch verstärkt Eistee zu trinken. Dazu würde ich jeweils aus kleinen Portionspäckchen etwas Salz in die Trinkflaschen geben. Daneben hatte ich bereits aus Basel eine kleine Plastikflasche mit gekühltem, starken Filterkaffee mitgebracht, um besonders auf der Durststrecke zwischen Großem Inselsberg und der nächsten Einkaufsmöglichkeit in Neustadt (immerhin 60 Streckenkilometer) einigermaßen wach zubleiben.
Was die Ernährung betraf, wollte ich auf Bewährtes setzen: neben österreichischen Rinderwurzen hatte ich mir in Eisenach ein saftiges Panini gekauft. Schokoladenfreie Müsliriegel auf Fruchtbasis versprachen auch bei zunehmender Erschöpfung noch genügend den Appetit anzuregen. Für kritische Situationen hatte ich einige Energieriegel und Gel-Packungen dabei.
Schon am Start in Hörschel war klar, dass die Witterungsbedingungen jetzt im Juli anders als im Mai sein würden. Die Vorhersage versprach trockenes, sonniges Wetter für den gesamten Zeitraum der Wanderung. Die Tagestemperaturen würden stetig bis Samstag ansteigen, von etwa 25°C auf über 30°C in Eisenach oder Blankenstein. In den höheren Lagen geringfügig kühler. Nachts, und das beruhigte mich im Hinblick auf die negativen Erfahrungen des vergangenen Mai, sollten die Werte selbst am Großen Beerberg nicht unter 10°C fallen.
In der Kleidungsfrage war ich etwas hin und her gerissen. Mehr als einmal hatte ich feststellen müssen, dass gerade im Sommer am Rennsteig recht unvermittelt Gewitter mit Starkregen aufkamen. Also entschied ich mich, im Prinzip wie im Mai anzutreten und damit eine gewisse Wärmereserve eingeplant zu haben. Neben der robusten, olivfarbenen Wanderhose und meinen leichten, halbhohen Wanderschuhen hatte ich für tagsüber ein langärmeliges Wanderhemd dabei. Neu: unter dem Hemd ein dünnes Funktionsunterhemd, was ein Auftragen des Hemdes verhindern sollte.
Ebenfalls als Folge des Abbruchs im Mai packte ich zusätzlich zu einer Tube von Muskelcreme auf natürlicher Basis ein schmerzstillendes Präparat ein.
Vielleicht etwas zu mutig wollte ich diesmal auch darauf verzichten, mit prophylaktischer Einnahme von Kohletabletten die Verdauung zu verlangsamen. Es war eher ein unbestimmtes Gefühl, dass mich so handeln ließ. Sicher ein gewisses Risiko, weil ich gleichzeitig die Magnesiumzufuhr steigerte.
Schon der Landschaftseindruck der ersten Kilometer bestätigte den hochsommerlichen Charakter der Wanderung. Neben Wiesen mit Anzeichen zunehmender Trockenheit passierte ich die hochstämmigen Buchenwälder, die die ersten Kilometer des Rennsteigs prägen.
Noch waren die Temperaturen durchaus angenehm und ich hatte die letzte Nacht im Hotel auch recht gut geschlafen. Trotzdem fühlte ich jetzt ein gewisses Motivationsdefizit. Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass ich zum Ende der Wanderung angesichts Müdigkeit und Erschöpfung das Ende herbeisehnte, aber so früh? Ich hatte viel Zeit darüber nachzudenken, den Wegverlauf praktisch automatisch abrufbar. Meine Erklärung war, dass ich normalerweise im Juli mental eigentlich schon die wesentlichen Saison-Highlight abgehakt hatte und mich gedanklich auf den dann folgenden Sommerurlaub einstellen konnte. Tatsächlich hatte ich nach drei Jahren Corona-Einschränkungen für meine Verhältnisse hart trainiert, um nach längerer Pause wieder an dem 100-Kilometer-Rennen von Biel teilzunehmen. Am 9./10. Juni war es soweit und ich konnte das Rennen nach einer waren Hitzeschlacht erfolgreich beenden. Drei Wochen später war ich zwar körperlich wieder fit, aber geistig offenbar nicht wirklich dabei. Es fühlte sich ein wenig falsch an, ich hätte den Rennsteig bereits im Mai absolviert haben sollen!
Letztlich war es wohl meine Routine, die mich dann aus der Grübelei riss und ein starker Kaffee am Imbiss Hohe Sonne ließ mich neu fokussieren. Nach Überquerung der Bundesstraße änderte sich der Charakter des Rennsteiges. Ging es bislang eher auf und ab, begann jetzt ein eher stetiger Anstieg Richtung Großer Inselsberg.
Aber nicht nur das: während zunächst ein halbhoher Mischwald von erfolgreichen Aufforstungsmaßnahmen nach den Verheerungen des Orkans Kyrill vor bald 20 Jahren kündete, ging es dann immer wieder durch praktisch entwaldete Gebiete, der Sonne ungeschützt ausgesetzt. Schon in den vergangenen Jahren wurden hier sterbende oder tote Nadelwaldbestände abgeholzt. Die Landschaft gegenüber früher vollständig verwandelt.
Dann kurz vor der ersten längeren Rast wieder ein kurzer Stopp am Oberen Beerberg. Ich erinnerte mich, dass hier Anfang Mai trübe, neblige Bedindungen herrschten.
Gut in der Zeit erreichte ich gegen 15:30h den Großen Inselsberg und nach dem nachfolgenden, zum Teil steilen Auf- und Abstiegen begann etwa an der Tanzbuche bei Streckenkilometer 37,5 ein längerer Wegabschnitt ohne ausgeprägte Steigungen. Anders als im Mai fiel mir das Soldatengrab wieder auf und ich pausierte dort einen Moment.
Nachdem ich in der Toilettenanlage an der Neuen Auspanne meine Wasserflaschen ein letztes Mal vor Erreichen Neustadts auffüllen konnte, lüftete ich, wie diesmal mindestens alle 10 bis 15 Kilometer meine Wanderschuhe einige Minuten aus und begann meine Reise in die erste Nacht.
Wie immer war es spannend zu sehen, wie lange ich noch ohne Einsatz der Stirnlampe unterwegs sein konnte. Obwohl ich sicherheitshalber die Windjacke bereits übergezogen sowie Stirn- und Taschenlampe griffbereit hatte, kam ich noch im Dämmerlicht zur Hütte am Wachsenrasen bei Streckenkilometer 55,0. Das hatte ich bislang erst selten geschafft, wenn überhaupt dann bei Wanderungen in zeitlicher Nähe zum Sonnenhöchststand.
Mit gewisser Anspannung richtete ich mich wenig später zur ersten nächtlichen Ruhepause in der Hütte an der Grenzadler-Kaserne ein. Ich wollte Verspannungen vermeiden, zog meine Schuhe aus und meinen Funktionspulli unter die Windjacke und stieg in meinen Alusack. Diesmal fror ich nicht, bewegte mich regelmäßig und setzte dann, obwohl ohne Schlaf geblieben, meine Wanderung einigermaßen erholt fort.
Wieder war ich fasziniert von der Lichtstärke meiner Stirnlampe. Anders als in vergangenen Jahren konnte ich auf den zusätzlichen Einsatz einer Taschenlampe zum Ausleuchten des Weges verzichten.
Kurz nach Ankunft in Schmücke bei Streckenkilometer 72,0 brach langsam der neue Tag an. Unterwegs kam ich an einer Hütte vorbei, die von Unbekannten mit Tüchern abgehängt und damit zum exklusiven Unternachtungsplatz deklariert worden war. Nicht ganz fair gegenüber anderen Wanderern, wie ich fand. Insgesamt waren jetzt im Juli deutlich mehr Leute auf dem Rennsteig unterwegs als noch im Mai. Mein Eindruck ist, dass dabei der Anteil der Radfahrer stetig zunimmt. Außerdem wählt die Mehrzahl unabhängig von der Fortbewegungsart offenbar den Ost-Westlichen Streckenverlauf von Blankenstein nach Hörschel. Das spart einige Höhenmeter…
Vorbei am kleinen Dorf Allzunah stand die Sonne schon recht hoch am blauen Himmel – es versprach der angekündigte warme Sommertag zu werden.
Und es meldete sich die linke Schulter, Schmerzen, die ich vom Biel-Rennen und anderen längeren Wanderung kannte. Mit regelmäßigem Auftrag der Schmerzcreme konnte ich dieses Problem aber im Griff behalten.
Angekommen in Neustadt hatte ich im dortigen Supermarkt zunächst einen Kaffee getrunken und ein kaltes Börek gegessen. Danach der Einkauf: Mineralwasser, Eistee und Brötchen, die ich mit Rinderwurzen essen wollte. Wie üblich füllte ich meine Flaschen am kleinen Rastplatz nahe der Kirche auf und kaufte mir an der Tankstelle einige hundert Meter weiter einen zusätzlichen Kaffee-to-go.
Später lief ich dann entlang der Straße auf Masserberg zu – dort wo im Mai die Rückenschmerzen unerträglich wurden. Diesmal ging es gut, ich erreichte ohne weitere Probleme den Einstieg zum bergauf führenden Hohlweg am Fehrenberg. Es ging gegen Mittag zu und der Hohlweg bot nach den Abholzungen der vergangenen Jahre fast keinen Schatten. Keuchend und schweißüberströmt musste ich in der kleinen Hütte oberhalb eine Verschnaufpause einlegen. Ich kam mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch, das dort rastete und riet ihnen ab, den steinigen und auch abwärts anspruchsvollen Hohlweg zu begehen.
Wenig später durchquerte ich Masserberg, wo im vergangenen Mai mein letzter Rennsteig-Versuch geendet hatte. Der steile Anstieg zum Eselsberg ließ mich wieder kräftig schwitzen und ich beschloss, mir in der Turmbaude zwei alkoholfreie Weizenbiere zu genehmigen – eine wahre Wohltat!
Ausgangs Masserberg wieder das schon gewohnte, traurige Bild: nur noch einige Baumstümpfe mit der Rennsteig-Markierung erinnerten an den früheren Wald.
Wohl nicht zuletzt die Hitze führte dazu, dass ich zusehends ermüdete und fast unkoordiniert meine Schritte setzte. Das war der Zeitpunkt, den ersten Beutel mit Energy-Gel zu konsumieren. Einige Kilometer weiter aß ich zusätzlich einen Energieriegel, weil ein weiterer steiler Aufstieg hinter Limbach bevorstand, der mich auf den Sandberg führte.
Dort angekommen, pausierte ich einige Momente und genoss die Aussicht auf den halb hinter Bäumen verdeckten See der Talsperre Scheibe-Alsbach. Auch hier waren andere Wanderer unterwegs, sogar wie ich Richtung Blankenstein.
Dass ich gegen 18:00h die nächste Raststation der Tankstelle in Neuhaus bei Streckenkilometer 119,0 erreichte, stimmte mich wieder sehr zuversichtlich. Es blieben noch vier Stunden Tageslicht und ich hoffte, anders im vergangenen Jahr den durch Abholzung und folgender Retrassierung des Rennsteigs unübersichlich gewordenen Wegabschnitt bis Spechtsbrunn ohne Orientierungsprobleme zu meistern. Leider erinnerte ich mich in einem Punkt nicht an schlechte Erfahrungen der Vorjahre und kaufte eine Literflasche eines Billig-Energy-Drinks. Davon sollte ich später den Großteil weggießen…
Nach dem Aufstieg zur Kammlinie bot sich mir der erschreckende „Frankenwaldblick“ auf eine steppenähnliche Landschaft Richtung Bayern. Hier war ich im Mai des vergangenen Jahres in ein böses Gewitter geraten. Dunkelheit, Starkregen und fehlende Markierungen hatten mich damals in die Irre geführt und ich war froh gewesen, endlich einen bekannten Wegabschnitt bei Spechtsbrunn zu erreichen.
Diesmal verlief die Orientierung sehr viel leichter, es war noch taghell. Aber überall Spuren der Verwüstung, etwa ein toter Nadelwald inmitten einer baumlosen Umgebung.
In der Hütte am abwärts führenden Weg nach Spechtsbrunn traf ich einen anderen Wanderer, der gerade sein Abendessen vorbereitete. Wir tauschten uns kurz aus und es stellte sich heraus, dass er, obwohl in Kiel ansässig, auch am 100-Kilometer-Rennen in Biel in der Schweiz teilgenommen hatte. Die Welt ist klein – oder vielleicht treffen sich Gleichgesinnte auch eher an den für sie wichtigen Orten.
Wie am vergangenen Abend bereitete ich mich gegen 22:00h auf die kommende Nacht vor, Lampen bereithaltend und Windjacke angezogen. Auch die Straßenkreuzung am Naturparkzentrum hatte ich bislang höchst selten bei Tageslicht betrachten können.
Es folgten wieder recht eintönige Kilometer auf Asphaltwegen, unterbrochen durch einen kurzen Waldweg auf bayrischem Gebiet. Gerade als ich von dem asphaltierten Wirtschaftsweg abbog, sah ich, dass der Durchgang durch rot-weißes Plastikband abgesperrt war. Wegen Holzeinschlag, hieß es. Aber wie hatte man sich das vorgestellt? Sollte ich als Ortsunkundiger jetzt meine Wanderung abbrechen? Es war natürlich keine offizielle Umleitung ausgeschildert, so dass ich wohl oder übel die Warnung ignorierte und in den Waldweg einbog. Es stellte sich dann heraus, dass der von mir zu begehende Wegabschnitt nirgendwo blockiert war und ich wie geplant am anderen Ende meinen Weg auf dem anschließenden Wirtschaftsweg fortsetzen konnte.
Nachdem ich immer wieder ungeduldig auf die Uhr gesehen hatte, erreichte ich endlich Steinbach am Wald. Laute Diskomusik empfing mich, schien den ganzen Ort vibrieren zu lassen. Am Ortsausgang fand ich nach kurzem Suchen meinen Übernachtungsplatz und hüllte mich wie vergangene Nacht in meinen Alusack. Rundherum Bäume, Gebüsch und ich realisierte eine zweite Herausforderung der hochsommerlichen Jahreszeit: neben der Hitze die vielen Insekten! Angelockt von meiner Stirnlampe stürzten sie sich auf mich und ich musste Acht geben, keine zu verschlucken. Erst als ich auf Rotlicht umgeschaltet hatte, nahm die Belästigung ab.
Aber eigentlich war ich nicht unzufrieden – die Nachttemperaturen waren angenehm, auch ohne größere Bewegung keine Kälte zu spüren. So ging es nach etwa einer Dreiviertelstunde weiter, bergan entlang der Straße, bis hinter einem Kreisverkehr der Rennsteig rechts in den Wald abzweigte. Zunächst ein breiter Waldweg, würde nach etwa 1,5 Kilometern ein schmaler Fußweg halblinks entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu einer Hütte führen, von wo aus wieder ein breiterer, gut einsehbarer Weg leichte Orientierung versprach. Das wusste und erwartete ich. Doch obwohl ich hier in den letzten Jahren immer zügig die wesentlichen Abzweige finden konnte, schienen jetzt entsprechende Markierungen zu fehlen. Holzstapel am Wegesrand zeigten, dass auch hier fleißig der Wald bewirtschaftet wurde. Ich ärgerte mich, dass auf viele hundert Meter keine eindeutige Markierung auf den Rennsteig-Verlauf hinwies. Die Stirnlampe abwechselnd auf den unebenen Boden und die umstehende Bäume gerichtet, um etwaige Markierungen nicht zu übersehen, stieß ich immer wieder gegen Baumwurzeln. Ich fluchte und war froh, dass meine stabilen Wanderschuhe doch halbwegs meine Zehen schützten. Allerdings musste ich später feststellen, dass ich mir in dieser Passage einige Blutergüsse eingehandelt hatte.
Auch wenn es dann einfacher wurde, den Weg zu erkennen, war ich doch froh über den Sonnenaufgang, der sich bei Grumbach ankündigte.
Später in einer kleinen Schutzhütte hinter Rodacherbrunn, etwa bei Streckenkilometer 156,0, bereitete mich auf den letzten Abschnitt der Wanderung vor. Die Windjacke wurde verstaut, eine neue Schicht Sonnenmilch aufgetragen und ich aß einen weiteren Energieriegel. Die Uhr zeigte 6:10h und ich hatte den Ehrgeiz, insgesamt in weniger als 50 Stunden die Rennsteig-Wanderung zu beenden. Trotz der frühen Stunde brannte die Sonne bereits von einem wolkenlosen Himmel. Ich spurtete los und sagte mir, dass ich erst in Blankenstein wieder auf die Uhr schauen wollte – vielleicht würde es ja reichen!
Wie immer nach einem Orientierungsfehler im Vorjahr passte ich jetzt sehr genau auf, um den korrekten Abzweig nach Schlegel nicht zu verpassen. Ein letzter, kurzer aber steiler Anstieg und ich sah die wogenden Getreidefelder, die diese Gegend prägten.
Weiter ging es, jetzt immer entlang von Straßen, über Kießling nach Blankenstein. Am Ende schaute ich auf die Uhr: 9:23h. Ich war mit 49 Stunden und 54 Minuten knapp unter dem für mich fast magischen 50-Stunden-Limit geblieben!
Nach einem Einkauf im nahen Supermarkt setzte ich mich auf eine Bank und warf den extra großen Kiesel in die Saale
Eine letzte Herausforderung bestand darin, Blankenstein wieder zu verlassen. Aufgrund von Bauarbeiten an der Bahnlinie war ein Busersatzverkehr angekündigt. Davon wusste ich und wartete rechtzeitig am Bussteig, allerdings vergeblich. Zurück zum Bahnhof gehumpelt fand ich dort einen Anschlag, dass die Abfahrt der Ersatzbusse abweichend von der Schule des Ortes erfolgen sollte, wieder den Flusshang hinauf! Warum wurde dieser Aushang nicht auch am regulären Bussteig gemacht? Was sollte es – ich musste mich wieder bergauf quälen und traf statt eine Busses zwei Taxis, die als Ersatzfahrzeuge fungieren sollten. Immerhin, ich konnte Blankenstein verlassen und erreichte noch meinen Anschlusszug in Saalfeld. Nach Umstieg in Neudietendorf kam ich ohne weitere Probleme im Eisenach an und konnte eine entspannte Nacht im Hotel verbringen.
Welches Resümee bleibt zu ziehen? Für eine hochsommerliche Wanderung mit sehr geringem Niederschlagsrisiko würde ich in Zukunft meine Skandinavien-erprobte Wanderhose wieder zu Hause lassen. Auch ein Unterhemd braucht es unter diesen Bedingungen nicht. Unbedingt zu beachten ist, bei Hitze regelmäßig die Wanderschuhe auszulüften. Nachdem ich mir Zehen, Ballen und Ferse der Füße sorgfältig mit Tape geschützt hatte, hatte ich die Wanderung ohne Blasen beendet.
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